Kooperatives Planen und Bauen - Zukunft oder Utopie?
Lean Management, Baubranche+++Beim IPA-Marktdialog im April 2022 in Berlin wurde über erste Erfolge in Deutschland berichtet+++
Er war lange Zeit das Synonym für ein komplexes öffentliches Bauvorhaben mit ausuferndem Zeit- und Kostenrahmen – der BER, der neue Flughafen Berlin Brandenburg. Mittlerweile starten und landen dort Flugzeuge, aber die langjährige Belastung der Allgemeinheit durch dieses Projekt war in vielerlei Hinsicht enorm.
Die Baubranche kann und will mehr, als den Comedians Stoff für ihre Shows zu bieten und dem Steuerzahler unverhältnismäßige Kostensteigerungen zuzumuten. Allerdings ist die vollständige und fehlerfreie Planung komplexer Projekte am Reißbrett und nach dem gängigen Projektablaufmodell eine in einem gegebenen Zeit- und Kostenrahmen kaum zu bewältigende Aufgabe.
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung hat BP schon vor 30 Jahren einen neuen Weg unter Nutzung eines kooperativen Projektablaufmodells gewagt. Herzstück war ein Mehrparteienvertrag mit Zielkostenvereinbarung und Risikoteilung unter allen Beteiligten, Auswahl der Projektpartner nach Kompetenz und nicht nach Preis, echte Kooperation der Partner und Open Books. Was auf den ersten Blick sozialromantisch klingt, hat sich als erfolgreiches und vor allem effizientes Vorgehen erwiesen. Und so wurde es nach und nach auch in anderen Ländern und Kontexten erprobt und hat mittlerweile zu 12 entsprechenden öffentlichen und privaten Pilotprojekten in Deutschland geführt.
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Über diese Pilotprojekte wurde im April in der vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen zusammen mit dem IPA-Zentrum durchgeführten IPA-Marktdialog berichtet und ein Ausblick auf nächste Schritte gewagt. Skeptische Stimmen gegenüber dem neuen Projektablaufmodell gab es viele. Die Architektenkammer sah z.B. die gestalterische Freiheit durch die frühzeitige Einbindung der Bauunternehmen in Gefahr, konnte aber im Nachhinein durchaus ein gegenseitiges Befruchten als positiven Aspekt vermerken. Vor allem aber wurde die Vertragsgestaltung kritisch gesehen. Mehrparteienverträge (hier: Bauherr*innen mit Planer*innen und Bauunternehmen) sind in Deutschland nicht üblich. Mit der Unterstützung des Deutschen Baugerichtstages soll dies aber nun geändert werden.
Komplexe Bauprojekte liegen nicht nur in der Dimension des BER vor, auch im privaten Bereich lassen sich kleinere Bauvorhaben durch eine integrierte Projektabwicklung deutlich effizienter und kooperativer durchführen. Die ifA-Bau Consult berät die mittelständische Bauindustrie in diesem Feld schon seit 2016 und bietet entsprechende Schulungen an.